07.08.2022 – Regatta oder Geschichte?

Heute beginnt die Falmouth Sailing Week. Wir versuchen im Internet den ganzen Morgen heraus zu bekommen, wann und wo die Regatten starten.

Nach zwei Stunden wissen wir alles andere über die Falmouth Sailing Week, nur das nicht. Fragen wir die Hafenmeisterin. Die blonde Frau schaut Fritz erst mal etwas ungläubig über ihren großen Schreibtisch in dem kleinen Raum an und öffnet die Interseite. Auf dem Sessel davor sitzt ihre Kollegin und zückt das Handy, um auch einen Blick auf die Seite zu werfen. Fritz steht auf dem einzig freien Fleck im Raum, der damit komplett gefüllt ist, und seine Aussage, dass wir die Seite ausgiebig studiert haben, wird zunächst überhört. Nach ein paar Minuten äußern beide ihre Unverständnis, dass die wohl wichtigste Information nicht zu finden ist und schütteln ihre Köpfe. Die Hafenmeisterin greift nun zum Telefon. Ungefähr um 11 Uhr ist die einzige Aussage, die sie bekommt. Nun gut, wir haben gelesen, dass man die Regatten am besten vom Schlossberg aus sehen kann, dahin machen wir uns auf den Weg.

Fritz mit Kanone und Newcastle Brown Ale

Wir umrunden das Schloss im Burggraben. In der Bucht sehen wir viele weiße Segel ohne erkennbare Ordnung durcheinander kreuzen, die Regatta muss wohl schon weg sein. Der Eintritt von 20€ pro Person lässt uns etwas zögern und wir versuchen einen Blick auf das Gelände zu erhaschen, ob es sich lohnt dieses Kulturerbe zu besichtigen. Eine Angestellte fragt, ob wir Hilfe brauchen. „Nein vielen Dank, wir überlegen es uns gerade noch.“ Eine zweite Angestellte fragt die erste, wo das deutsche Pärchen ist. „Die stehen hier und denken noch nach.“ Wir gehen wieder zur Kasse. Jetzt bekommen wir das Angebot für 40 € einen Monat lang alle Schlösser im Süden von England anzuschauen. Das triggert den Schnäppchenjäger in uns und wir sind drauf und dran das Angebot anzunehmen, können uns aber nicht richtig entscheiden. Da meint sie, wir können ja erst mal den Eintritt für hier lösen und noch nachdenken und wenn wir wieder gehen immer noch in das Abonnement umtauschen. Sie halten uns wahrscheinlich für sehr unentschlossene Touristen, aber eigentlich wollten wir ja auch nur eine Regatta sehen.

Falmouth Castle

Im Grunde ist es eine Festung, die sich aber technisch Schloss nennen darf, weil sie von einer Mauer umschlossen ist. Wir stehen in einem runden Raum mit Holzbalkendecke und Fenstern in alle Richtungen. Ein Herr bietet uns seine Hilfe an, wenn wir Fragen haben. Fragen haben wir noch keine, aber wir würden gern etwas über den runden Turmbau erfahren. Obwohl er schlecht läuft und seinen rechten Arm hängend an der Seite trägt, besteht er darauf nach Draußen zu gehen, denn da beginnt die Geschichte. Das Fallgitter über der Burgbrücke ist original, Holzproben haben das bestätigt, die Beschläge der Tür sind es auch, das Holz aber ist neu. Die Burg ist eine Festung, sie kann nicht eingenommen werden und wurde es nie. Wir bekommen eine ausführliche Erklärung aller Verteidigungsanlagen.

Strand Falmouth

Taucher haben ihm angeboten, wenn er original Kanonenkugeln für seine Ausstellung benötigt, dass hunderte auf dem Meeresgrund liegen. Das bestätigt, dass die Bucht heiß umkämpft war. Wenn man drin ist, ist man sicher, es kommt keiner rein, aber man kommt auch nicht raus. Und so mussten sie einer Belagerung dann doch einmal klein beigeben, als sie Leute von der Stadt aufgenommen hatten und die Nahrung knapp wurde. Es stellt sich heraus, dass er ein großer Fan von King Henry dem 8. ist. Er hat den Bau veranlasst, sein Wappen über dem Eingang haben wir bereits gesehen und in allen Einzelheiten erläutert bekommen. Freude breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er erzählt, dass seine Tochter, mit Söhnen hat es in der Erbfolge nicht richtig geklappt, Elisabeth die 1. seine Thronfolgerin wurde, dass es ein Glücksgriff war und wie, seiner Meinung nach, beide Großbritannien groß gemacht und den Grundstein zu dem gelegt haben was es heute ist. Es macht Spaß seinen Erläuterungen zuzuhören und wir haben viele Fragen. Nur die eine von Fritz, ob Henry zwei seiner sechs Frauen um die Ecke gebracht hat, übergeht er geflissentlich. Dafür hat sich der Eintritt gelohnt. Audioguides sind gut, aber Menschen die mit Begeisterung erklären sind viel besser.

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