26.08.2022 – Wirklich da!

09:55 Uhr, die Brücke öffnet und wir fahren in den alten Binnenhafen ein. Jetzt sind wir wirklich da.

Fritz meint später, dass er erleichtert war. Das alles geklappt hat, dass er unsere Emma und auch mich wieder sicher nach Hause gebracht hat, dass ein großes Stück Verantwortung von ihm abgefallen ist. Es ist nichts kaputt gegangen, wir sind gesund und hatten eine großartige Zeit.

Wir sind stolz, dass wir die Idee, die vor ein paar Jahren in uns aufgekeimt ist umgesetzt haben und wir tatsächlich los gefahren sind, über den Atlantik und zurück.

Ein Jahr haben wir zusammen in einem Zimmer mit einer Wand gelebt. Wenn wir an Land waren und zurück zum Schiff wollten, sagten wir: „Komm, lass uns nach Hause gehen.“. Ein paar wenige Male habe ich an unsere Küche in Stuttgart gedacht, wie es wohl wäre mit viel Platz oder den Kühlschrank von vorn und nicht von oben zu bedienen. Aber immer nur kurz, man kann sich mit verdammt wenig arrangieren und ich habe es in keinster Weise als Einschränkung empfunden. Gäste an Bord machen Spaß, sind das Leben zu Besuch zu haben, machen es zu einem großen Teil sogar aus. Emma ist unser Haus. Alles ist möglich, man braucht gar nicht viel. Und bei dem Satz denke ich sofort an die Bingo. Es war großartig Mascha und Johannes zu treffen, unser Buddy Boot, das unsere Reise so sehr geprägt hat. Und die vielen anderen Begegnungen, die Eindrücke hinterlassen, die beeindrucken und Menschen die zu Freunden werden. Das ist es, was die Reise so wertvoll und gehaltvoll macht.

Und wo ist der schönste Ort? Den gibt es nicht, es gibt so viele Orte, so unterschiedliche Plätze, mal mit tollen Menschen und mal mit großartiger Natur und mal ganz unscheinbar. Ich habe oft gedacht, wenn du ein Arschloch im Paradies triffst, ist es kein Paradies. Triffst du wunderbare Menschen im Sumpf, dann kann der Sumpf zum Paradies werden. Der schönste Ort kann überall sein, wir haben viele gesehen und können uns schlicht und einfach nicht auf einen festlegen.

Wohlstandsgüter und Mode treten in den Hintergrund, die Sachen, die man mit sich hat reichen für ein erfülltes Leben vollkommen aus. Man hat sowieso immer dasselbe an. 3 Andenken T-Shirts, zwei kurze Hosen und eine Jogginghose sind in den letzten zwölf Monaten dazu gekommen, dafür sind 3 T-Shirts, die ihren Dienst mehr als getan haben von Bord gegangen. Und ich habe nie gedacht, wenn ich jetzt dieses oder jenes dabei hätte. Man kombiniert seine Teile mutiger und hat auch mit Weniger genug Auswahl. Ich bin gespannt, ob man mit dieser Erfahrung zu Hause dem Überfluss etwas entgegen zu setzten hat und Dinge bewusster gebraucht.

Auf jeden Fall ist es enorm befreiend zu wissen, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein.

Gesundheit, Freunde und ein kleines Heim.

Angekommen!

Unter einem Sternenhimmel zu sitzen, vielleicht eine Sternschnuppe sehen und sich in Raum und Zeit fallen zu lassen. Ist das Freiheit? Oder ist es ein Privileg? Oder ist es einfach das Leben? Als winziges Partikel im Universum, so klein, dass man ehrfürchtig nach oben blickt und die Natur zur Religion wird.
Ich bin unendlich dankbar für die Möglichkeit solch eine Reise zu machen und mir eine Auszeit aus dem „normalen Leben“ zu nehmen. Ich habe mich noch einmal ganz anders kennengelernt. Bin an meine Grenzen gekommen, wollte manchmal nicht so sein wie ich in dem Moment war, aber man kreist um sich selbst, keine Normalität in der man pragmatisch reagiert. Man ist mit sich selbst konfrontiert und muss lernen mit sich zu leben, sich so sein zu lassen, sich zu akzeptieren, zu lieben. Nobody is perfect, so einfach daher gesagt bekommt eine ganz andere Gewichtung. Dagegen erschien mir der normale Alltag, aus dem wir ja ausgebrochen sind plötzlich einfach, da kennt man sich aus, man kann seinen Job, man weiß was man tut. Die Meisten um einen herum kennen einen, man ist in seiner Komfortzone. Das war mir so vorher nicht bewusst. Vielleicht ist das Leben auf so einer Reise gerade auch deshalb so erfüllend, weil man ständig den Kopf aus seiner Blase stecken muss und sie manchmal auch zerplatzen lässt.

Angekommen in Emden

Und jetzt kehren wir zurück in das „normale Leben“, ich bin gespannt. Das Jahr hat etwas mit uns gemacht, wir wissen nur noch nicht, wie es sich auswirken wird.

Es war mir eine Freude Logtagebuch zu schreiben. Manchmal ist es richtiggehend zur Pflicht geworden. Einige wenige Male zur Last. Ohne euer Feedback und Dabeisein hätte ich es nicht durchgehalten. Einen großen Dank an Euch dafür. Ich freue mich so sehr damit eine vollständige Dokumentation unserer Reise zu haben.

Ich melde mich zurück mit Reiseberichten zwischen unserem Alltag. Nach der Reise ist vor der Reise. Wer weiß, was das Leben bringt und vielleicht bahnt sich Millimeter für Millimeter ein neuer großer Törn seinen Weg in unsere Gedanken.

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