26.12.2022 – Frohe Weinachten!

4 Monate später, krass, wie schnell sie an uns vorbei gezogen sind. Was haben wir alles in dem letzten Jahr in 16 Wochen erlebt, wir haben Länder gewechselt und neue Leute kennen gelernt. Wenn ich jetzt so hier sitze und Fotos ansehe, ist es so unwirklich, irgendwie surreal. Waren wir wirklich dort? Es fühlt sich an wie ein Traum, den man nicht festhalten kann.

Zurück kommen ist so viel schwieriger, als ich gedacht habe. Margreet hat uns gewarnt, ich denke oft daran, wie sie in Amsterdam in ihrem Wohnzimmer neben Myra stand und mit ernstem Gesicht sagte, dass sie gespannt ist wie es für uns sein wird. Ich habe damals nicht verstanden, was sie damit meint, für uns stand erst mal das Ankommen im Vordergrund.

Nun sind wir zurück, aber gefühlt immer noch nicht ganz da. Vielleicht, oder ganz sicher hat uns die Reise verändert und damit unsere Sicht auf das Leben, den Alltag und die Dinge.

Oft kommt die Frage: Was habt ihr daraus für Euch mitgenommen? Ich weiß es ist Viel, aber ich kann es noch nicht ganz greifen.

Am Meisten vermisse ich das Spontane, was mitunter ein Gefühl von Freiheit vermittelt. Sich einfach mal so von einer Minute auf die andere verabreden. Unterwegs sind wir oft gleich auf die Leute zugegangen, morgen können sie ja schon weg sein. Kurz fragen, ob man sich auf ein Bier treffen soll oder im Ankerfeld für einen Schnack rüber fahren. Das machen wir im „normalen“ Alltag nicht. Sollten es aber. Da nimmt die Arbeit einen großen Teil des Tages ein und die Zeit rennt einem durch alltägliche Abläufe davon, so dass wir bei Verabredungen nach freien Terminen suchen müssen. Merkwürdig, sind wir alle so eingespannt und durch den Alltag eingeengt? Verabrede ich mich in guter Laune und gesprächsbereit für in zwei Wochen, steht mir dann vielleicht der Sinn gar nicht so richtig danach und ein Treffen, auf das man sich gefreut hat, wird plötzlich zu einem Termin zu dem man sich verpflichtet fühlt. Vielleicht lässt es sich bei Familie und Freunden manchmal nicht anders einrichten. Aber es muss doch drin sein da auch andere Gelegenheiten zu ergreifen. Mit Kollegen oder Nachbarn, Freunden, die gerade anrufen. Das nehme ich mir vor. Nicht die ganze freie Zeit durchtakten, sondern auf sich zukommen zu lassen und kurz entschlossen vor die Tür zu gehen. Mal sehen was das Leben da zu bieten hat.

Und noch was Seltsames ist mir an mir selber aufgefallen. Ich habe unterwegs in so vielen Schlangen geduldig an der Kasse gestanden, ohne das es mir etwas ausgemacht hat. Habe die Leute um mich herum beobachtet und bin mit Ihnen in Kontakt getreten. Jetzt ertappe ich mich, nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten, es geht mir nicht schnell genug. Da nörgelt ein Paar hinter mir über die Politik und wie schlecht alles wird, vor mir atmet ein Typ hörbar aus, dem es auch zu langsam vorwärts geht. An der Kasse erkennt die Kassiererin einen Kunden und sie reden ein bisschen, freuen sich zu sehen. Mensch, warum habe ich die fünf Minuten in Deutschland plötzlich nicht mehr? Es ist doch schön, wenn die Menschen miteinander reden und sich freuen. Viele Leute hier sind einerseits ganz gut drauf, aber trotzdem mit einer gewissen Bitterkeit unterwegs. Da fallen mir immer wieder die Menschen in der Karibik ein, die so viel weniger haben als wir aber gut gelaunt durchs Leben gehen, grüßen, fragen wie es geht, ob man was braucht. Das ist eine Eigenschaft, die ich gerne in mein Leben hier mitnehmen möchte.

Und jetzt kümmere ich mich um die Ente im Ofen, traditionelle Küche zu Weihnachten ist schon was Feines. Lasst es Euch gut gehen und genießt die Zeit.

Eine Antwort auf „26.12.2022 – Frohe Weinachten!“

  1. Ein schöner Abschluss, keinem Schriftsteller könnte es besser gelingen.
    Für euch eine schöne Erinnerung und für uns so…. interessant zu lesen.
    Vielen Dank dafür

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