21.03.2022 – Bequia

Wir entscheiden am Morgen, dass wir nicht noch eine dritte Nacht bleiben und gehen Anker auf mit Ziel Bequia. Die Bingo ist hinter uns und wir freuen schon sie heute Abend zu sehen. Unser Abschied ist damit noch einmal aufgeschoben. Kaum sind wir aus der Bucht raus, erwartet uns eine hohe kurze Welle und 25 Knoten Wind.

In weiser Voraussicht haben wir unsere Fock schon am Kutterstag angeschlagen, denn viel Segelfläche brauchen wir bei den Bedingungen nicht. Es ist eine ganz schöne Aktion, bis alle Segel gesetzt sind und etwas Ruhe in den Ablauf kommt. Dann läuft es auch ganz gut, aber hart am Wind gegen die Wellen zu bolzen ist nicht wirklich ein Segelgenuss. Am Nachmittag laufen wir in die weitläufige Bucht von Bequia ein und nutzen unseren geringen Tiefgang, ganz vorn nah am Land, direkt vor der Tauchschule den Anker zu werfen. Der Ort zieht sich entlang der gesamten Bucht und an der Promenade verläuft ein befestigter Weg, der auch die beiden langläufigen Strände verbindet. Die Kulisse macht schon etwas her, wenn auch sehr touristisch ist es richtig schön.

Für Fritz ist es ein Traum, gleich am Morgen fährt er die 50 Meter bis zur Tauchschule und lässt die Flaschen füllen. Andreas und ich gehen wandern, erst die Promenade entlang, dann von Strand zu Strand und treffen ganz hinten auf Johannes, dem Fritz eine Tauchlektion gibt. Wir schlagen uns in die Büsche und laufen die steilen Straßen, an denen vereinzelte Häuser und Villen stehen nach oben. Urplötzlich enden die Straßen und wir gehen runter, um die nächste zu nehmen. Nach der dritten schlagen wir uns durch den Wald, in dem Andreas meint einen Weg zu erkennen. Komischerweise beginnt dort dann wieder eine Betonstraße die extrem steil angelegt ist. Wir lehnen uns nach vorn und stapfen nach oben. Sie macht eine Kurve, führt an einer Felswand entlang und nach einem Kilometer ist wieder Schluss. Hier ist jetzt auch kein Weg mehr zu erkennen und wir beschließen zurück zu gehen, genießen die Ausblicke über die Bucht und freuen uns schon darauf ins Wasser zu rennen.

Wir essen eine Kleinigkeit an einer lokalen Miniküche die mit blauen Planen überspannt ist. Neben der Palme steht der Grill, auf dem das Essen zubereitet wird und wir kommen ins Gespräch. Man kann bei ihr Essen vorbestellen und für uns hat sie heute nur etwas übrig, weil ein Pärchen abgesagt hat. Es sollte Lobster geben, aber wir essen jetzt nur die Beilagen von weißen Porzellantellern. Der Rumpunsch steigt sofort in den Kopf. Sie kommt aus Saint Vincent und wohnt in einem Zimmer über dem Restaurant beim Hafen. Der Mann am Grill kommt hier aus dem Ort und macht kleine Vogelfiguren aus Kokosnussschalen, die wir heute Morgen im Vorbeigehen gesehen haben. Sie selbst teilen sich einen Teller mit Reis, Hühnchenfleisch und Bohnensoße.

Das Leben ist nicht günstig hier, in den Restaurants sehen wir überwiegend Weiße und die lokalen Menschen sind im Ort gar nicht so sehr präsent. Hier am Strand treffen sich die Familien, breiten Picknickdecken aus, spannen Tücher zwischen die Bäume, haben Kühltruhen dabei und bauen ihren Grill auf. Die drei beginnen wild zu erzählen, fast hat es Eindruck, dass sie nicht einer Meinung sind. Sie bemerken, dass wir versuchen ihr Englisch zu verstehen, aber kein einziges Wort und schon gar keinen Zusammenhang können wir erkennen. Sie lachen und meinen, dass dies eine karibische Konferenz sei. Sie sprechen Kreolisch. Dann muss ich mich nicht mehr wundern, wenn ich kein Wort verstehe. Der Rastamann erzählt seine Geschichte nun auf Englisch. Er findet es witzig, dass Vegetarier Suppen essen, deren Brühe aus Fleisch gekocht wird. Wahrscheinlich haben sie sich gewundert, dass wir nur die Beilagen wollten und halten uns für Vegetarier. Was mein Bruder eigentlich auch ist, aber er isst Fisch und hat in den letzten zwei Wochen den Begriff vegetarisch sehr großzügig ausgelegt. Heute aber wollten einfach nicht schon wieder Lobster essen.

Wir bleiben noch eine Nacht. Fritz ist am Morgen schon wieder auf dem Weg zur Tauchschule zum Flaschen füllen. Nach dem Ausklarieren und Markt hat er ein Taxiboot angeheuert und möchte mit Johannes tauchen gehen. Beim Zoll bin ich schnell fertig, da ich unsere Daten und Unterlagen schon auf dem Internetportal ausgefüllt habe und sie von hier aus darauf zugreifen können. Der Beamte von der Immigration lacht mich an und wir tauschen uns erst mal darüber aus, wie es uns geht und das mir sein Land gut gefällt. Dann stempelt er die Pässe und wir verabschieden uns freundlich. Das war jetzt mal wesentlich angenehmer als der Bürokratieakt bei der Einreise. Wie unterschiedlich die vier Inseln, die wir besucht haben doch sind.
Der Markt hat vier Stände und wir versuchen bei Jedem etwas zu kaufen. Der einzige Typ kommt in Streit über die Bananen mit einer der drei Marktfrauen. Die Frau am Kiosk nebenan, die gemütlich hinter ihrem kleinen Verkaufstresen auf einem Schemel sitzt, meint es sei lächerlich und nervend, dass sie jeden Tag stundenlang streiten. Er sei noch viel schlimmer als sie.

Fritz kommt begeistert vom Tauchgang mit Johannes zurück und füllt die Flaschen. Ich glaube er könnte noch eine Weile bleiben. Am Nachmittag bekomme ich dann meine erste Tauchstunde am Strand. Bei den Wellen ist es nicht ganz entspannt. Auch habe ich Schiss zu weit ins Wasser zu kommen. Wobei das irrational ist, Fritz ist ja dabei und ich müsste mir darüber keine Gedanken machen. Ich atme ein Viertel der Flasche leer und bin zwei Meter tief getaucht.

Ist das nun unser Abschiedsessen mit der Bingo? Wir sitzen danach noch lange bei uns auf dem Schiff, stoßen noch ein paar Mal mit Rum an und so richtig will Keiner, dass der Abend endet. Aber er muss, denn wir wollen morgen früh los.


Canuan – Bequia: 22 nm
Gesamt: 6.462 nm

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