03.08.2022 – Rückzug in den Pool

Das Ufer am Kai in St. Marys fällt bei Niedrigwasser 1 m trocken. Um zu tanken müssen wir den Zeitraum 2 Stunden vor bis 2 Stunden nach Hochwasser nutzen. Es ist reger Betrieb, Yachten, die wie wir Diesel und Wasser bunkern wollen rangieren zwischen zahlreichen kleinen Fähren und Ausflugsbooten.

Alles läuft äußerst ruhig ab, obwohl manche Fähre nur 1 m von uns entfernt manövriert, Fritz gibt dem Kapitän ein Zeichen, ob er weiter weg soll, aber er winkt freundlich ab, so als ob er es gewöhnt ist. Auch der Tankwart ist die Ruhe in Person und wir halten noch einen kleinen Schnack über unsere Reise. Der Dieseltank ist voll und wir legen ab, um 20 Meter weiter am Wasserpunkt wieder anzulegen. Ein Franzose liegt schon da und wir machen an ihm fest. Jetzt wäre es einfach gleich Wasser zu tanken, wenn er fertig ist und zusammen abzulegen, aber er hat ein bisschen Panik mit 2 m Tiefgang stecken zu bleiben. Während Wasser in seinen Tank fließt lotet er die Tiefe vor, neben und hinter dem Boot und gerät immer mehr in Stress. Die Besitzer der kleinen Yacht hinter ihm kommen frisch geduscht zurück an Bord und wir verlegen uns an ihre Seite. Mittlerweile ist der Wasserstand so weit unten, dass man die Wand hochklettern muss, um an die Festmacherpoller und den Wasserhahn zu kommen. Ich habe vorhin schon, mit dem Rucksack voller Einkäufe auf dem Rücken, eine Kletterpartie an der Mauer hingelegt, aber nun sind wir noch einen Meter weiter nach unten gerutscht. Die Engländer der kleinen Yacht helfen uns mit den Leinen, einer von ihnen erklimmt die Mauer und bietet sich an, alles von oben für uns zu machen. Perfekt, nun sind wir frisch gerüstet noch ein bisschen weiter in die Inselwelt einzutauchen.

Ankerplatz St. Helenas Pool

Mit unserem eingeholten Schwert und damit geringem Tiefgang sind wir weitaus flexibler als manch andere Yachten und kommen problemlos über das Flach in den St. Helenas Pool. Hier gehen wir vor Anker und liegen von Felsbrocken umgeben, geschützt vor den angesagten Nord-West Winden. Eine natürliche Felsenbarre hält die Wellen ab und es ist beeindruckend hier so ruhig zu liegen und 500 Meter weiter die Wellen auf die Felsen rauschen zu hören und weiß schäumend in die Höhe spritzen zu sehen. Über uns kreischen die Möwen, kleine schwarze Vögel mit weißen Bäuchen fliegen dicht über das Wasser und ein Seehund schaut zu uns herüber. Wir sind mal wieder im Paradies und dazu scheint die Sonne. Nur die Wassertemperatur lässt Erinnerungen an die Karibik aufkommen. Wir ziehen unsere Neoprenshorties an, holen Flossen und Schnorchel aus der Backskiste und schauen nach dem Anker. Beruhigend zu sehen, dass er sich hervorragend eingegraben hat. Der Wind kann kommen, hier sind wir sicher. Viel mehr von der Unterwasserwelt sehen wir nicht, es ist dann doch zu kalt.

Mehrere Einheimische haben uns empfohlen den Pub auf Tresco zu besuchen. Wir machen unser Dingi klar und zuckeln zwischen den Felsenkuppen, die hier und da aus dem Wasser ragen rüber in die kleine Bucht von Old Grimsby. Am Strand landen wir an und tragen Emil ganz weit nach oben bis an die Graskante. Hier können wir ihn zurück lassen und er wird auch noch da sein, wenn das Wasser mit der Flut zurück kommt. Ein Pfad führt uns auf das Inseldach von Tresco und wir finden uns in einer Heidelandschaft wieder. Kleine Büsche mit winzigen dünnen Blättern und lila Blüten bedecken den Boden und es knarrscht unter unseren Füßen. Die Ruinen einer Burg ragen an der Inselspitze zum Meer aus der Ebene und wir fühlen uns in eine andere Zeit versetzt.

Auf der anderen Seite von Tresco finden wir „The new Inn“ und sind bereit für ein Stout und frische Krabben von der Insel.

Die Sonne neigt sich dem Horizont und die Wolken färben sich in orangerote Töne, als wir zurück zum Strand kommen. Der Wasserspiegel ist wie erwartet angestiegen und wir müssen Emil nur noch ein kleines Stück tragen, bis er aufschwimmt und wir begleitet von einem dramatischen Sonnenuntergang zurück zur Emma surren. Wie schön, wie perfekt, es könnte uns nicht besser gehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert